In der Nacht vom 16. auf den 17. November 2018 findet zum vierten Mal die „Nacht der Wissenschaft” am KIT statt. In spannenden Vorträgen geben Dozenten aus verschiedenen Fachbereichen der Karlsruher Hochschulen dabei Einblicke in ihr Themengebiet. Zwischen den Vorträgen können sich Besucher und Dozenten bei Essen und warmen/kalten Getränken über die neuen Erkenntnisse austauschen.
Daher laden wir euch ein, uns bis in die frühen Morgenstunden auf eine Reise durch die Wissenschaft zu begleiten…
Eindrücke der letzten Veranstaltungen:
Der Weg zu den Hörsälen Tulla, Benz und Redtenbacher ist vor Ort ausgeschildert.
Auf welcher Zeitskala laufen chemische Reaktionen ab? Was ist schnell, was ist ultraschnell? Für die Beschreibung chemischer Reaktionen reichen die Zeitskalen menschlicher Wahrnehmung bei weitem nicht aus. Bis in die 1970er Jahre galt es sogar als unmöglich, den entscheidenden Schritt einer chemischen Reaktion, d. h. den Bindungsbruch und die -neubildung, in Echtzeit zu untersuchen. Man sprach von den „unmessbar schnellen chemischen Reaktionen“. Erst die Entwicklung von Lasern mit Pulsdauern von wenigen billiardstel Sekunden – d. h. 10-15 Sekunden – erlaubte es, in diesen Bereich vorzudringen. Im Vortrag wird gezeigt, warum die Untersuchung solcher Prozesse für uns relevant ist bzw. was das mit der RGT- (van’t Hoff’sche) Regel, unserer DNS oder dem Sehprozess tun hat.
Referent: Dr. Andreas Unterreiner, IPC
Der Dieselskandal ist weiterhin in aller Munde und laufend kommen neue Details ans Tageslicht. Erste Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge sind ausgesprochen und mehr werden kommen. Der Klimawandel ist nicht nur eine abstrakte Gefahr, die von Wissenschaftlern an die Wand gemalt wird, sondern bereits in der Realität spürbar.
Da stellt sich die Frage, ob Elektroautos unsere Zukunft retten können, oder ob wir doch lieber auf "saubere Dieselmotoren" setzen? Zwar wächst die Flotte von Elektroautos unaufhaltsam, aber in der breiten Masse ist das Thema noch nicht angekommen. Es wird also Zeit für ein erstes Zwischenfazit: Wo stehen wir heute bei der Elektromobilität? Wie geht es in den nächsten Jahren weiter?
Referent: Prof. Dr. Martin Doppelbauer, ETI
Ein Würfel hat 8 Ecken, 12 Kanten und 6 Seiten; das kann jeder nachzählen. Tatsächlich hat jeder Körper mit 8 Ecken und 12 Kanten auch genau 6 Seiten. Aber wie überprüft man solch eine Aussage? --- Die Schweiz hat 5 Nachbarländer; auch das kann jeder nachzählen. Tatsächlich gibt es in jeder Landkarte ein Land mit höchstens 5 Nachbarländern. Aber wie überprüft man solch eine Aussage? --- Überraschenderweise können beide Aussagen mit derselben Tatsache erklärt werden: der Eulerschen Polyederformel! Entdecken Sie diese einfache Formel und ein paar ihrer vielseitigen Anwendungen: Von Rosenkohl bis Ausmalbuch.
Referent: Torsten Ueckerdt, ITI, Algorithmik I
Das Herz jeder anspruchsvollen Computeranwendung sind Algorithmen, die komplexe Berechnungen durchführen. Diese werden mehr und mehr zum Engpass für den weiteren Fortschritt des Informationszeitalters, weil zwei dramatische Entwicklungen zusammentreffen. Einerseits explodieren die zu verarbeitenden Datenmengen (big data). Andererseits stagniert die Leistung von Einzelprozessoren. Wir benötigen also Algorithmen, deren Aufwand mit steigender Datenmenge nur mäßig steigt und die gleichzeitig viele Prozessoren gleichzeitig effektiv einsetzen. Der Vortrag erklärt diese wissenschaftliche Herausforderung und diskutiert skalierbare Algorithmen für zwei Beispielprobleme: Sortieren und Routenplanung.
Referent: Prof. Dr. Peter Sanders, Dr. Timo Bingmann ITI, Algorithmik II
Über Jahrhunderte hinweg hat sich im Schwarzwald eine spezifische Baukultur entwickelt, die an die örtlichen Rahmenbedingungen wie Klima, Relief, verfügbare Baustoffe und Handwerkstechniken angepasst ist und für die Bewohner und Gäste identitätsstiftend und attraktiv ist.
In ihrer eigentlichen Funktion werden diese Gebäude oft nicht mehr benötigt. Aber auch Kliniken, Kur- und Tourismuseinrichtungen, Fabrikgebäude, Kirchen, Gasthäuser usw. stehen oft leer.
Wie lassen sich neue Nutzungen und Nutzer finden? Wie lassen sich diese Gebäude nicht museal sondern lebendig weiter entwickeln und ins Ortsbild einbinden? Verschiedene praktische Ansätze – auch von Architektur-Studierenden des KIT - werden zur Diskussion gestellt.
Referentin: Prof. Dipl.-Ing. Kerstin Gothe, Architektur
Die Solarzellen der Zukunft sind biegbar, leicht und können in beliebigen Farben und Formen hergestellt werden. Die Solarzellen der Zukunft werden in kostengünstigen Druckprozessen auf Plastikfolien hergestellt und benötigen konkurrenzlos niedrige Herstellungsenergien. Und die Solarzellen der Zukunft sind organisch.
Organische Solarzellen wachsen nicht auf Bäumen - sie werden vielmehr aus organischen Molekülen hergestellt, eine besonders flexible und materialsparende Klasse von Halbleitern. Ihre einzigartigen Eigenschaften ermöglichen vielfältige neue Produkte - von mobilen Anwendungen bis hin zur Integration in Glasfassaden oder Gebäudeoberflächen - die mit klassischen Siliziumsolarzellen nicht realisiert werden können.
Referent: Dr. Alexander Colsmann, LTI
Die 7 Milliarden Menschen, die unseren Planeten bevölkern, leben auf nur ca. 4% der Landmasse. Der Rest der Erdoberfläche ist für uns (so scheint es oft) nicht geeignet: Entweder ist es dort zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu hoch gelegen, etc.
Eine interdisziplinäre Gruppe um Prof. Renzo Vallebuona dient als Plattform für Architekturstudenten, um an verschiedenen Fallbeispielen, die Möglichkeiten und Grenzen des Bauens unter extremen klimatischen Bedingungen zu erkunden.
Anhand von einem Projekt in der Saharawüste und einem im Feuerland werden nicht invasive Ansätze erläutert, welche die widrigen Umstände der Umgebung als konkrete Herausforderung auffassen und zur Chance werden lassen, nachhaltig den unaufhaltsamen Bevölkerungswachstum in neu zu erschließenden Regionen aufzufangen.
Referent: Prof. Dipl.-Ing. Renzo Vallebuona, Architektur
Vor 10 Jahren wurde Jaques Tits der Abelpreis - der Nobelpreis der Mathematik - verliehen. Die Jury begründete dies mit seiner einflussreichen Vision, gewisse algebraische Strukturen als Geometrien mit endlich vielen Punkten zu beschreiben.
Im Vortrag kann natürlich nicht das tiefe Werk von Jaques Tits erklärt werden. Aber wir wollen die Frage klären: Wo finden wir solche "Geometrien mit endlich vielen Punkten"? Ausgehend von Euklid und der Malerei Dürers werden wir schließlich ein Gesellschaftspiel zur Klärung der Frage heranziehen.
Referent: Prof. Dr. Roman Sauer, IAG
Wir leben in einer aufregenden Zeit, denn die Digitalisierung verändert unsere Welt grundlegend. Weiter, schneller, höher, aber wohin führt das? Der Begriff „Digital Twin“ ist inzwischen weit verbreitet und wurde schnell zur Technologie der Wahl, um die physische Welt zu virtualisieren. So vielseitig und mächtig digitale Technologien sein mögen, der eigentliche Zweck des „Digital Twin“ bleibt unverändert. Menschen werden damit befähigt, Probleme schnell zu erkennen, zu verstehen und pragmatisch und rasch zu lösen. Der digitale Zwilling bietet uns exzellente Möglichkeiten, das Unerwartete zu hinterfragen und das Beste zu entdecken. Frei nach dem Motto: „Es ist nicht die Technologie, die die Welt verändert, sondern der Art, wie die Menschen sie nutzen.“
Referentin: Prof. Dr. Jivka Ovtcharova, IMI
Wir benutzen die 108 Steine des beliebten Gesellschaftsspiels QWIRKLE und wollen sie - unter Beachtung der üblichen Anlegeregeln - so auslegen, dass jeder Stein an allen vier Seiten einen Nachbarstein hat. Natürlich geht das nicht auf einem flachen Tisch, sondern nur, wenn wir kompliziertere Spielflächen zulassen. Fordern wir noch, dass die Lösung vollständig symmetrisch ist, so erhalten wir eine Fläche "vom Geschlecht 37", die auch im aktuellen Forschungsgebiet der Translationsflächen eine prominente Rolle spielt. Welche, das wird im Vortrag spielerisch erläutert.
Referent: Prof. Dr. Frank Herrlich, IAG
Der Vortrag „Bewerbertraining“ behandelt das Thema nicht wie die meisten Darbietungen rein aus der Sicht des Bewerbers, indem ausschließlich mehr oder weniger gute Tipps für Bewerber gegeben werden, sondern genau umgekehrt, nämlich aus der Sicht des Unternehmens. Durch diesen Perspektivenwechsel erhalten die Teilnehmer neue Eindrücke, einen besseren Blick für das Ganze und können sich damit besser auf ihre originäre Rolle des Bewerbers vorbereiten.
Auf der Basis einer konkreten Ausgangssituation werden die Teilnehmer mithilfe von 6 einfachen ergebnisoffenen Aufgaben durch das Thema geführt. Dabei sollen sie in die Rolle des Arbeitgebers schlüpfen, der aus einer großen Anzahl von Bewerbern auswählen muss und entsprechende Entscheidungen treffen.
Unterstützend werden gute und schlechte Beispiele aus der Praxis gezeigt, anhand derer die Teilnehmer viel erkennen können.
Referent: Gerd Graf, IBAP
Gewitter, begleitet von bizarren Blitzen, lautem Donner und großem Hagel, sind faszinierende Wettersysteme. Gleichzeitig kommt es durch schwere Gewitter immer wieder zu hohen Schäden in Milliardenhöhe. Daher ist es von großem Interesse, besser zu verstehen, wo, wann, wieso und wie häufig Gewitter auftreten. Michael Kunz zeigt in seinem Vortrag, wie und warum Gewitter und Hagel entstehen, welche Möglichkeiten bestehen, diese Ereignisse anhand von Fernerkundungsdaten oder Modelldaten zu identifizieren, und was wir über den Zusammenhang zwischen Gewitter und Klimawandel bisher wissen. Und natürlich wird auch die Frage beantwortet, was Silvester und schwere Gewitter miteinander zu tun haben… (nein, es ist nicht der Versichtungsstoß).
Referent: Prof. Dr. Michael Kunz, IMK-TRO
Die Wahrhaft Schwachen, bestehend aus ehemaligen und aktuellen Studenten am KIT, sind seit 2015 nicht mehr aus der Karlsruher Kleinkunstszene wegzudenken. Mit ihrem Lateshowformat, das zwischenzeitlich im Internet ausgestrahlt wurde, bis dessen Intendant keinen Sendeplatz mehr zur Verfügung gestellt hat, greifen sie tagesaktuelle Themen und alle großen Fragen der Menschheit auf. Zur Nacht der Wissenschaft muss das Thema dann natürlich "Wissenschaft" lauten.
Referenten: Die Wahrhaft Schwachen
Täglich kommen wir mit dem Fügeverfahren Kleben in Kontakt. Sei es beim Ankleben eines Post-its oder beim Anziehen der heute häufig geklebten Schuhe. Aus dem Automobil- und Luftfahrzeugbau ist das Fügeverfahren Kleben ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Doch wie sieht es im Bauwesen aus? Kann die Klebtechnik auch bei den hohen Anforderungen und den rauen Umgebungsbedingungen der Baubranche angewendet werden? Prof. Thomas Ummenhofer gibt einen Einblick in bestehende Anwendungen und aktuelle Forschungsarbeiten und zeigt das große Potential dieses Fügeverfahrens auf. Ebenso erklärt er, wie klebtechnische Verbindungen dazu beitragen können, die marode Brückeninfrastruktur in Deutschland zu sanieren.
Referent: Prof. Dr.-Ing. Thomas Ummenhofer, Versuchsanstalt Stahl, Holz & Steine
Heute verstehen wir unter Nostalgie eine wehmütige Idealisierung der Vergangenheit, die sich in modischen Retrotrends genauso äußern kann wie in populistischer Rhetorik in der Politik. Im Europa des 18. Jahrhunderts galt sie dagegen als potenziell tödlich verlaufende Heimweh-Erkrankung Schweizer Söldner im Ausland. Was verbindet diese beiden Nostalgie-Begriffe, die auf den ersten Blick so wenig miteinander gemeinsam zu haben scheinen? Was hat die Schweizer Alpenluft mit dem Comeback der Polaroid-Fotografie und ihren digitalen Simulationen auf unseren Smartphones zu tun? Vor dem Hintergrund der überraschungsreichen Kultur- und Mediengeschichte des Konzepts erscheinen viele zeitgenössische Phänomene und Debatten in einem neuen Licht.
Referent: Dr. Dominik Schrey, Germanistik
In einem zukünftigen Fusionskraftwerk muss die zu fusionierende Materie in den Plasmazustand bei Temperaturen von ca. 100 Millionen Grad Celsius gebracht werden. Um dieses Fusionsplasma einzuschließen, werden sehr große und starke Magnete benötigt. Diese werden vorzugsweise aus supraleitendem Material gefertigt, das im Betrieb auf -269°C abgekühlt werden muss. Somit wird auf wenigen Metern eine Temperaturspanne von Temperaturen nahe des absoluten Temperatur-Nullpunktes in den supraleitenden Magneten bis hin zu 100 Millionen Grad im Fusionsplasma überbrückt. Über diese und weitere extreme Eigenschaften supraleitender Magnete in der Kernfusionsforschung spricht Michael Wolf vom Institut für Technische Physik.
Referent: Dr. Michael Wolf, ITEP
Parallel zu den Vorträgen bietet das KD²-Lab spannende Laborführungen und Experimente an. Treffpunkt für die Angebote des KD²Lab ist 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn bei der Statue auf dem Ehrenhof. Von dort geht es zu Fuß zum KD²-Lab am Kronenplatz.
Wie reagiert der Mensch beim Spielen? Und wie reagiert er, wenn er seinen Körper dabei beobachten kann? Das erfahrt ihr um 20 Uhr beim KD²-Lab. Bei 3-6 Freiwilligen wird die Herzrate beim Spielen per EKG gemessen und beobachtet, wie sie sich bspw. beim Entschärfen von Bomben oder Entlarven von Werwölfen verändert.
Max. 6 aktive Teilnehmer, 30 Gäste. Treffpunkt um 19:45 / 20:45 Uhr im Ehrenhof, dann zu Fuß zum KD²Lab.
Michael Knierim, KD²Lab
Auf einer dahinschmelzenden Eisscholle durchs Polarmeer treiben, ein Flüchtlingscamp von innen erleben, in den Körper einer Milchkuh schlüpfen – unmöglich? Nicht ganz! Virtuelle Realität (VR) ermöglicht Erfahrungen, die uns im echten Leben verwehrt bleiben. Doch welche Auswirkungen haben solche Erfahrungen auf unser Verhalten in der echten Welt? Und kann VR helfen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen? Kommt ins KD2 Lab und probiert es aus. Lernt dabei eines der größten computergestützten Experimentallabore kennen und erfahrt, wie ökonomische, neuro- und psycho-physiologische Experimente zur wissenschaftlichen Untersuchung des menschlichen Entscheidungsverhaltens eingesetzt werden.
Max. 20 aktive Teilnehmer. Treffpunkt um 19:45 / 20:45 Uhr im Ehrenhof, dann zu Fuß zum KD²Lab.
Anke Greif-Winzrieth, KD²Lab
Es fällt schwer, 150 Vokabeln zu lernen. Aber 150 Pokémon mit Stats - kein Problem. Bis zu welchem Grad müssen Lehrthemen in Spiele gekleidet werden, um Lernhürden zu überwinden? Welche Elemente müssen hinzugefügt oder weggelassen werden, um bessere Lernergebnisse zu erzielen? Welchen Einfluss hat visuelle Gestaltung auf die Lernperformance? All das ist Gameful Design - und es ist das Forschungsthema von Greta Hoffmann. Was vorher ein lästiges Lernthema war, wird zum Spiel. Doch wie wird dazu geforscht? Wie erfolgt ein Experimental-Design, um diese Fragen zu beantworten? Diese Fragen werden anhand einer praktischen Demonstration beantwortet.
Treffpunkt um 19:45 / 20:45 Uhr im Ehrenhof, dann zu Fuß zum KD²Lab.
Greta Hoffmann, KD²Lab
Programmänderungen vorbehalten.
Die „Nacht der Wissenschaft“ wurde erstmals im Januar 2016 von der gleichnamigen Hochschulgruppe organisiert. Dort engagieren sich Studierende verschiedener Fachrichtungen ehrenamtlich, um spannende Vortragsreihen am Karlsruher Institut für Technologie zu organisieren. Wir freuen uns daher immer über engagierte Studierende, die ihre Ideen bei der Organisation des Abends einbringen. Schreibt uns einfach eine Mail!